Schleichender Wandel hin zu unbaren Zahlungen? [Meinung]

Das Bundesfinanzministerium hat am 26.06.2017 bekanntgegeben, dass im „Güterhandel“ künftig Barzahlungen über 10.000 Euro anonym nicht mehr möglich sind. Deutschland folgt zwar durch die Ausweispflicht nicht den Beispielen anderer europäischer Länder, in denen eine generelle Grenze für Bargeldzahlungen besteht. In Italien gilt eine generelle Grenze von 3000 Euro und in Frankreich von 1500 Euro.

Ist das der Anfang einer allgemeinen Obergrenze für Barzahlungen nun auch in Deutschland? Werden wir zukünftig die meisten unserer Transaktionen nicht mehr anonym abwickeln können?

Kartenzahlungen legen zu – Bargeld bleibt beliebtestes Zahlungsmittel

Wie ich im Interview mit Dirk Aldenhoff von der Sparkasse Darmstadt erfahren konnte, erwartet er, dass sich der unbare Zahlungsverkehr schleichend etablieren wird. So, wie es auch das Smartphone geschafft hat, sich in unserer Privatleben zu integrieren. Ich denke, wir sind bereits in diesem schleichenden Prozess gefangen. Die Bundesbank hat nun die vierte Studie zum Zahlungsverhalten in Deutschland durchgeführt und die Ergebnisse am 14.02.2018 veröffentlicht. Eines der Ergebnisse der Studie lässt sich nicht schwer erahnen – Kartenzahlungen legen in Deutschland weiter zu, auch wenn bares Zahlen trotzdem weiterhin die beliebteste Zahlungsart ist. Wie die Bundesbank in ihrer Studienlektüre schreibt, sei der Prozentanteil der Barzahlungen am Anteil der gesamten Zahlungen erstmals unter den Wert von 50%, nämlich auf 48% gefallen. Meiner Meinung nach verdeutlicht das den Trend des bargeldlosen Zahlungsverkehrs und verdeutlicht die „schleichende Akzeptanz“ in der Gesellschaft.

Fehlende Anonymität

Zahlungen, die unbar abgewickelt werden, sind jedoch in der Regel nicht mehr anonym. Datenschützer warnen hiervor bereits seit Jahren. Die Bürger geben nach und nach immer mehr Daten preis – und wissen oftmals hierüber nicht einmal genau Bescheid, wie Umfragen zeigen. Auch hier lässt sich gut ein Vergleich zu Smartphones ziehen. Google und Co. sammeln immer mehr Daten über uns, unsere Interessen, Orte die wir besuchen, Themen die uns beschäftigen. Genauso geben wir durch unbare Zahlungen unsere Anonymität auf.

Der nächste Schritt ist der „gläserne Bürger“. Wir werden nicht nur durchsichtig, sondern auch in einer gewissen Weise erpressbar.

Deshalb gibt es das neue Gesetz

Seit dem 26.06.2017 ist nun bei Bargeldzahlungen über 10.000 Euro innerhalb Deutschlands Anonymität verboten. Es muss ein Ausweis vorgelegt werden, um Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu verhindern. Ob diese Ziele jedoch durch diese Obergrenze erreicht werden, bezweifle ich stark. Aus Erfahrung weiß man, dass solche Geschäfte in einigen Fällen über komplexe Scheinfirmen und ähnliche Konstrukte abgewickelt werden.

Geben wir unsere Freiheit auf?

Von nun an ist es uns also nicht mehr möglich, etwa ein Auto oder teures Gemälde anonym zu erstehen, ohne dass jemand unseren Namen und/ oder Daten erhält. Hiermit verschwindet sogar aus dem bisher anonymen baren Zahlungsverkehr ein Stück Anonymität. Ich finde es erschreckend, dass wir zunehmend immer weniger Wert auf Freiheit legen. Zugunsten der mit der Freiheit im Spannungsverhältnis stehenden Sicherheit geben wir stückweise immer mehr unsere Freiheit auf. Dabei werden uns im Grundgesetz doch zahlreiche Grundfreiheiten garantiert. Deutschlands Verfassung sei eine freiheitlich-demokratische, heißt es doch so oft.


Quellen für Informationen und Statistiken:

Tilman Allar

Wirtschaftliche Zusammenhänge und Themen begeistern mich bereits seit vielen Jahren. Daher war die Teilnahme am econo=me-Wettbewerb zur Bargeldabschaffung für mich eine wahre Herzensangelegenheit.

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